Swen Losinsky hat für uns die Ausstellung von Mario Testino-East in London besucht. Sie thematisiert Die Blütezeit des Irezumi, der traditionell japanischen Tätowierungen und ist noch bis zum 7. Februar 2020 zu bewundern. Der weltberühmte Fotograf präsentiert 18 Drucke einer unzertrennlichen Verbindung zwischen japanischen Blüten und stark tätowierten Männern.
Blüten der Edo Epoche
Die beeindruckenden Stilleben der Blüten sind inspiriert von den traditionellen Ukiyo-e (Bilder der fliessenden Welt). Dieses Genre der japanischen Malerei und Holzdrucke spiegelt das Lebensgefühl und die Weltsicht des aufkommenden Bürgertums und der breiten Bevölkerungsmehrheit in den großen Städten Japans, in der Edo-Zeit, wieder. Ähnlich wie in der christlichen Anschauung des vanitas, besinnen sich die Bürger auf das hier und jetzt, auf die irdische und vergängliche Welt. Jede Blüte stellt in dieser japanischen Kunstrichtung eine bestimmte Charaktereigenschaft dar, die Mario Testino anhand von antiken Raumteilern beeindruckend in Szene setzt. Frauen schätzen bei grossangelegten Tattooprojekten besonders die sehr ästhetisch wirkenden klassischen Kirschblüten, Pfingstrosen und Chrysanthemen.
Japanische Tätowierungen
Im Kontrast zu den Blüten die für Dinge wie Schönheit, Eleganz und Perfektion stehen, fotografierte Testino stark tätowierte Männer. Jeder von ihm trägt das Werk von Japans berühmtesten traditionell japanischen Tätowierer Horiyoshi III. Zu Beginn der Meji Periode, Ende des 19. Jahrhunderts, hat die Regierung Tätowierungen verbannt die oftmals mit der Kriminalität und Yakusa assoziiert wurde. Somit ist diese unglaubliche Kunstform in den Untergrund gewandert und war für viele Augen verborgen. Mit ineinander verschränkten Körpern porträtiert er die Kunst der Tätowierungen und enthüllt diese unglaubliche Tradition in all ihrer Pracht.
Suikoden und Ukiyo-e
Auf grossangelegten Tätowierungen wie diesen Bodysuits spielen, neben den Blüten, die Suikoden eine grosse Rolle. Diese entstammen ebenfalls aus der Zeit des Ukiyo. 1827 waren Holzdrucke sehr beliebt und Utagawa Kuniyoshi entschied sich eine Neuauflage des bekannten Buches „Suikoden“ herauszubringen. Es handelte von den Geschichten der berühmtesten Banditen und ihren Abenteuern. Auf den Drucken stellte Kuniyoshi diese stark tätowiert dar. Die Abbildungen der Suikoden erfreuten sich grösster Beliebtheit und immer mehr Menschen liessen sich die Motive genau dieser Holzdrucke tätowieren, in dem Glauben die Stärke des Charakters überträge sich somit. Die Blütezeit des Irezumi war eingeläutet.
Verpasst?
Seit nicht traurig falls ihr die Ausstellung verpasst habt. Swen hat ein grossartiges Buch über die Suikoden und andere über die Zeit der Ukiyo-e die ihr bestaunen könnt. Die Edo-Periode ist eine grossartige Quelle der Inspiration für eure Tattooideen, insbesondere individueller Grossprojekte. Wenn ihr das nächste mal vorbeischaut, könnt ihr auch unsere eigenen Designs und Konzepte für Japanische Tätowierungen anschauen. Zudem erfahrt ihr mehr über die Hintergründe der Motive bei einem Plausch mit Swen.