Owen Jensen ’s Geschichte beginnt im beschaulichen Pleasant Grove, welches im Norden Utahs liegt. 20 Jahre alt war Jensen, als er dort auf der ‘Buffalo Bill Wild West Show’ den ersten tätowierten Menschen sah: James Malcom, welcher von Kopf bis Zeh von Charles Wagner tätowiert war. Nur 2 Jahre später bekam er selbst zum ersten mal Farbe unter die Haut. Wie damals sehr gewöhnlich von einer durchreisenden Zirkus Gruppe, der ‘Lucky Bill Show’.
Im selben Jahr zog der junge Jensen nach Detroit, wo er mit J.G. Barber in Kontakt kam. Barber führte ein Tattoo-Zubehör Shop und bot dem handwerklich begabten Jensen schon bald einen Job an ,Tattoomaschinen für ihn zu bauen. Sein Interesse an den Maschinen war groß und schon kurz darauf lernte er selbst zu tätowieren.
Vom Soldaten zum Tätowierer
Wie das Schicksal vieler junger Männer es so wollte, verpflichtete sich Owen Jensen 1914 um im Ersten Weltkrieg zu kämpfen. Während seiner Zeit in der Army lernte er von Edwin Brown das Malen von Flash und machte die ersten Erfahrungen beim Tätowieren anderer Soldaten.
Nach Ende des Krieges hielt Jensen nichts mehr in der Army und machte sich auf in seine Heimatstadt. Kurzerhand baute er den Kofferraum seines Autos in ein kleines mobiles Tattoo Studio um und begav sich auf die Reise. In den nächsten Jahren tätowierte er auf verschiedenen Shows und Städten in ganz Amerika. 1923 erreichte er Los Angeles, wo er bis auf zahlreiche Reisen die meiste Zeit seines Lebens verbrachte.
Liebe auf den ersten Blick
In Los Angeles angekommen verbrachte er die meiste Zeit im Hafenviertel San Pedro. Seine Liebe zur Stadt der Engel festigte sich dann mit der Arbeit in den verschiedensten Tattoo-Studios, unter anderem mit Julian Jack und Charlie Barr. Letzterer war zu seiner Zeit einer der bekanntesten Tätowierer.
Den Einfluss der Seefahrer und seiner Zeit im Hafenviertel kann man in seinen Designs sehr gut erkennen. Seine Flash zieren unterschiedliche Matrosen und weibliche Seefahrerinnen. Außerdem eine Vielzahl an Schiffen, Meerjungfrauen, Rosen und Piraten. Die amerikanische Flagge sowie Glücksbringer für die weiterziehenden Matrosen findet man auf fast allen seiner Flash-Sheets.
In den meisten seiner Designs benutzt Jensen viel Rot und Schwarz, wie zu dieser Zeit aufgrund begrenzter Farbauswahl üblich war. Einige seiner Originalen Acetat-Schablonen sind inzwischen heiß begehrte Sammlerstücke.
Tätowiermaschinen deluxe
1934 begann Owen Jensen, neben seinem Job als Tätowierer, auch noch selbst Tattoomaschinen zu bauen und zu verkaufen. Wenig später entwickelte sich sein Side Business zum erfolgreichsten Tattoo Zubehör Unternehmen an der Westküste der USA! Bis heute gilt seine Tätowiermaschinen-Geometrie als einer der besten. Seine Maschinen findet man in den meisten guten Tattoo Studios. Auch hier bei Good Old Times Tattoo Berlin wird noch das ein oder andere Motiv mit einer von Jensen entworfenen Maschine gestochen!
Mitte der 40er Jahre heiratete Jensen die damals 270 Kilo schwere Zirkusattraktion “Fat Lady” Dainty Dotty. Auch sie war Tätowiererin, ob die beiden sich jemals gegenseitig tätowieren ist leider nicht bewiesen. Auch sie tätowierte im klassischen Stil, den seinem sehr gut nachkommt. Sie arbeiteten zusammen in Long Beach, LA.
Wenn Jensen gerade nicht in seiner neuen Heimat Los Angeles war, trieb er sich im ganzen Land rum. Auf seinen zahlreichen Trips tätowierte unter anderem mit Tattoo-Legenden Lou Norman, Andy Sturtz und Cap Coleman.
1952 starb Dainty Dotty an Herzversagen. Der schwer getroffene Jensen hatte Probleme sein Kind, Tätowieren und Tattoo-Supply gleichzeitig zu managen. Er trennte sich von seinem erfolgreichen Unternehmen, welches bis zu diesem Zeitpunkt eine unzählbare Menge an Maschinen und Zubehör verkauft hatte. Sein Leben war nun wieder ganz dem Tätowieren gewidmet. Fortan arbeitete er mit niemand anderen als Bert Grimm, in seinem Shop in Long Beach.
Wer schuldet Owen Jensen 30 Dollar?
Mehr als 20 Jahre später, 1976, während Jensen mit Lee Roy Minugh arbeitete, wurde er eines Nachts von Punks in seinem Laden überfallen. Die Gegend, in welcher sich der Shop befand, wurde nach und nach gefährlicher. Tatsächlich trugen Jensen und Minugh immer eine geladene Waffe beim tätowieren an sich. Der Überfall kam aber so überraschend, dass er die Waffe nicht greifen konnte und kurz darauf mit einem Messer im Rücken schwer verletzt wurde. Die Angreifer erbeuteten bei der Aktion gerade einmal 30 Dollar.
Jensen erholte sich nie wieder von der Attacke und starb ein Jahr später im stolzen Alter von 85 Jahren. Bis zu dem Überfall war Jensen aktiv im Shop am tätowieren. Sein Einfluss in der Tattoo-Szene ist bis heute noch riesig und ein beeindruckenes Beispiel für die Leidenschaft zum Tätowieren.