Schonmal von Shuihu Zhuan gehört? Klingt für die meisten vermutlich nach einem Menü bei ihrem Lieblingsasiaten in Moabit. Dass es sich dabei um chinesische Robin Hoods handelt und die Shuihu Zhuan die Vorlage für die japanischen Suikoden des 18. Jahrhunderts sind wissen die wenigsten.
Wenn du jetzt von dem Thema begeistert bist, kannst du dich in der Zwischenzeit an unseren hochwertigen japanischen Drucken erfreuen. Du findest dieses traditionelle „Kabuki actor“ print und andere Motive in unserem Onlineshop.
Shuihu Zhuan – mehr als nur ein Märchen
Die Shuihu Zhuan ist eine Ansammlung chinesischer Erzählungen. Die beschriebenen Ereignisse sollen in der nördlichen Song Dynastie (960-1125) stattgefunden haben. 108 chinesischen Rebellen lehnten sich unter dem Kommando von Song Jiang gegen das korrupte und ungerechte Regime auf.
Die Rebellen ließen ihr normales Leben hinter sich und suchten ihre Zuflucht bei den Räubern in den Bergen beim Liangshan Moor (heutige Provinz Shandong). Ihre Beweggründe waren unter anderem Unterdrückung, Verbrechen oder Niederlagen im Kampf gegen das Regime.
Robin Hood
Wie wir es aus der Geschichte von Robin Hood kennen folgten die Räuber in ihrer Gemeinschaft einem strikten Ehrenkodex: Ehre, Loyalität und der Sinn für Gerechtigkeit trieben die Männer und Frauen zum Handeln an. Sie wirken aktiv gegen die Ungerechtigkeit des chinesischen Regimes und helfen Freunden in schwierigen Situationen. Um ihre Ziele zu erreichen schrecken sie außerdem niemals davor zurück Gewalt anzuwenden.
In ihren Augen notwendige Gräueltaten wie Mord und Enthauptungen werden in der Novelle detailliert beschrieben. Dies sollte Jahrhunderte später japanische Künstler wie Hokusai, Kunoyoshi inspirieren beeindruckende Holzdrucke, über deren Abenteuer, zum Leben zu erwecken.
Stars of heaven
Die Novelle besteht aus rund 70 Kapiteln. Die ersten 30 Kapitel stellen die einzelnen Charaktere vor, die sich vor der Regierung in Liangshan verstecken. Später werden die Taten und das Zusammenfinden der gesamten Gruppe beschrieben, die stetigen Zuwachs erhält. Die ursprüngliche Edition schliesst mit dem erscheinen einer Steintafel ab. Hier werden die Namen der 108 Rebellen als himmlische Botschaft aufgelistet. Die 108 Rebellen sind in 36 Anführer und 72 Untergebene unterteilt. Als “Stars of Heaven” sind die Namen der Anführer auf der Vorderseite abgebildet. Während die “Stars of Earth”, die Untergebenen auf der Rückseite der Steintafel erscheinen.
Das moralische Tod von Song Jiang
Wie auch bei uns mit mündlich überlieferten Märchen, wurden die Geschichten im Laufe der Zeit verändert. Um mehr Verkäufe zu erzielen, passten Buchverkäufer die Geschichten, die auf wahren Begebenheiten beruhen sollen, ab dem 16 Jahrhundert stark an. So wurde die “kurze” 70 Kapitel Version auf längere Versionen mit bis zu 120 Kapiteln ausgedehnt. Die neueren Versionen beinhalten Song Jiangs Wunsch militärischen Truppen beizutreten und selber Räuber und kriminelle Gangs zu bekämpfen. Diese Novellen enden im Gegensatz zum Original mit dem Tod von ihm und seinen Mitstreitern. Durch diese Anpassung wird dem Ende eine gewisse Moral verliehen, da kein Verbrechen ungesühnt bleiben soll.
Wie aus Shuihu Zhuan die Suikoden wurden
Im 18ten Jahrhundert steigt in Japan der Bedarf an Literatur, da diese jetzt jedem zugänglich ist. In dieser Zeit studierten spezielle japanische Gelehrte die chinesische Sprache, um ihr literarischen Wissen zu erweitern. Es verwundert also nicht , dass auch Shuihu Zhuan in die Hände japanischer Gelehrter fiel. Okajima Kanzan übersetzte und vereinfachte die Geschichte um 1727. Es wurden rund 100 Kapitel veröffentlicht. Die Shuihu Zhuan wurden so zu den „Suikoden – Stories of the Water Margin”
Die detailierten Geschichten der Suikoden eigneten sich perfekt für Holzdrucke. Inspiriert von diesen, taten sich Bakin, der populärste Yomihon Autor und Hokusai, ein Illustrator zusammen. Um 1838 brachten sie die “Shinpen Suikogaden” heraus. Zeitgleich, 1827 – 1830 erschien eine Holzdruckserie des Künstlers Kuniyoshi zum gleichen Thema namens „Suikoden“ . Wer wen inspirierte ist bis dato ungeklärt. Die Suikoden brachten allerdings dem bis dato wenig erfolgreichen Kuniyoshi seinen langersehnten und verdienten Erfolg.
Und wenn er nicht gestorben ist…
Typisch für chinesische Novellen ist übrigens, dass das Ende offen bleibt, damit die Leser am Ball bleibt. Wir bedienen uns dieser Tradition und erzählen euch wie sich das japanische tätowieren “Irezumi” von Zwangstattoos zu Ganzkörpertattoos auf Alltagshelden gemausert hat.
Ihr könnt euch also neben der Serie zu den 7 Glücksgöttern auf eine weitere Serie – die Suikoden – freuen, die eure Herzen der japanischen Tattookunst höher schlagen lassen.
P.S.: Wenn ihr an Tätowierungen zu diesem Thema interessiert seit wendet euch bitte an Swen.